DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PSYCHOLOGISCHE SCHMERZTHERAPIE UND -FORSCHUNG E.V.

Schmerzpsychologisches Kolloquium - ein Fortbildungsangebot der DGPSF-Akademie

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -Forschung (DGPSF) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Fort- und Weiterbildung in der Schmerzpsychotherapie zu fördern. Im Rahmen dieses Auftrags wurde das Schmerzpsychologische Kolloquium als regelmäßiges Fortbildungsangebot der DGPSF-Akademie etabliert. Dieses Format bietet eine Plattform, um aktuelle und praxisnahe Entwicklungen der Schmerztherapie vorzustellen und zu diskutieren. Seit dem Start der Reihe im Jahr 2024 stößt das Kolloquium auf große Resonanz in der Fachwelt. Es hat sich schnell zu einem wichtigen Bestandteil des Akademie-Programms entwickelt und trägt durch den fachlichen Austausch wesentlich zur Vernetzung der Community bei.

Das Kolloquium richtet sich an alle Fachleute, die im Bereich der Schmerzforschung und -behandlung tätig sind. Inhaltlich stehen wechselnde Schwerpunktthemen aus der Schmerzpsychologie im Mittelpunkt, die aufgrund ihrer Aktualität und praktischen Relevanz ausgewählt werden. Das Themenspektrum ist breit gefächert und reicht von neurobiologischen Grundlagen der Schmerzwahrnehmung über psychosoziale und kulturelle Aspekte bis hin zu Fragen der Diagnostik und Therapie chronischer Schmerzen. So wurden in vergangenen Kolloquien beispielsweise die neue ICD-11-Klassifikation chronischer Schmerzen und interkulturelle Herausforderungen in der Schmerzbehandlung beleuchtet. Alle Vorträge werden von ausgewiesenen Expertinnen und Experten ihres Fachgebiets gestaltet, wodurch ein hoher inhaltlicher Qualitätsstandard gewährleistet ist.

Das Kolloquium ist als 90-minütige Online-Abendveranstaltung konzipiert. Sie findet digital statt, was eine ortsunabhängige Teilnahme ermöglicht. An den etwa einstündigen Fachvortrag schließt sich eine moderierte Diskussion an, in der das Thema gemeinsam mit den Teilnehmenden vertieft wird. Dabei gibt es Gelegenheit, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen einzubringen. Dieses interaktive Format fördert einen lebendigen fachlichen Dialog. Als zertifizierte Fortbildungsveranstaltung erhalten alle Teilnehmenden zudem Fortbildungspunkte für die Teilnahme.

Für Mitglieder der DGPSF ist die Teilnahme am Kolloquium kostenlos.



Die Faszination der Placeboeffekte – Klinische Bedeutung und Anwendung für eine verbesserte Schmerztherapie

Abstract
Placeboeffecte ausgelöst durch positive Behandlungserwartungen verbessern die Ergebnisse von Schmerzbehandlungen deutlich. Ziel des Kolloquiums ist es, herauszuarbeiten, wie Placeboeffekte entstehen, wie ein positives Erwartungsmanagement angemessen gestaltet werden
kann und welche klinische Belege vorhanden sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach dem Kolloquium in der Lage, drei verschiedene Aspekte zu verstehen und zusammenzuführen: (a) Analyse der wichtigsten psychologischen Strategien zum Aufbau von Erwartungen
und körperlichen Placebo-bezogenen Veränderungen; (b) empirische Belege für signifikante Placebo-Analgesie-Effekte aufgrund von Behandlungserwartungen und (c) Implikationen für die klinische Praxis.

Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Michael Hüppe, Lübeck.

Dozentin: PD Dr. Dipl.-Psych. Regine Klinger, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
Regine Klinger ist Verhaltenstherapeutin mit Schwerpunkt chronische Schmerzen. Sie wirkte mit am Aufbau der Schmerzambulanz Lübeck, der multimodalen Schmerzstation Bad Bramstedt, der Schmerzambulanz Uni Hamburg und ist seit 2015 psychol. Leiterin der Ambulanz u. Tagesklinik, Bereich Schmerzmedizin u. Schmerzpsychologie der Klinik u. Poliklinik für Anästhesiologie, UKE. Sie promovierte u. habilitierte an der Uni Hamburg. Seit 2011 ist sie Studienleiterin DFG-geförderter Projekte. Die Nutzung von Placeboeffekten und positive Beeinflussung von Behandlungserwartungen ist ihr ein wichtiges Anliegen, da hiermit entscheidend zu einer verbesserten Schmerztherapie beigetragen werden kann.

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Teilnahmegebühr
DGPSF-Mitglieder: kostenlos
Nicht-Mitglieder: 40,00 €


Veränderungsmotivation bei Schmerz – Embodiment als Weg aus der Absichtslosigkeit

Abstract
Körperbezogene Wahrnehmungs- und Bewegungsmuster können die Motivation zur Verhaltensänderung bei chronischem Schmerz fördern. Nach Einführung in zentrale Embodiment-Modelle wird erläutert, warum viele Patient:innen in einer „Intention-Starre“ verharren: Schmerz wird als unkontrollierbar internalisiert, Handlungsimpulse blockiert und Resignation begünstigt. Um dieser Absichtslosigkeit zu begegnen, setzen wir Embodiment-Interventionen als „Brücke“ zur Veränderungsbereitschaft ein. Fallbeispiele zeigen, wie somatisch-psychologische Techniken im Körpererleben Orientierungspunkte schaffen und Ressourcen für neue Handlungsideen aufzeigen. Im Zusammenspiel mit Achtsamkeit für Körpersignale und Selbstwahrnehmung unterstützen Methoden des Motivational Interviewing bereits in der ersten Therapiephase bei der Exploration von Ambivalenzen, der narrativen Verankerung von Selbstverpflichtung und der Nutzung von Widerständen als Impulsgeber für kreative Lösungsräume. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Michael Hüppe, Lübeck.

Die Moderation übernimmt Lena Mause, Berlin.

Dozentin:PD Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike Kaiser, UKSH Campus Lübeck
Ulrike Kaiser ist leitende Schmerzpsychologin an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Sie habilitierte im Fach Schmerztherapie und leitet das dortige Studienzentrum. Ihre klinischen und wissenschaftlichen
Schwerpunkte liegen in der psychologischen Schmerztherapie sowie in der patientenorientierten Ergebnisforschung. Frau Kaiser ist Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -Forschung (DGPSF) und engagiert sich aktiv in diversen Projekten für die Weiterentwicklung evidenzbasierter, interdisziplinärer Schmerzmedizin.

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Teilnahmegebühr
DGPSF-Mitglieder: kostenlos
Nicht-Mitglieder: 40,00 €


Nozizeption, Gehirn und Schmerz: Neurobiologie & Schmerztherapie

Abstract
Phänomene wie Bewertungen, Erwartungen sowie Placebo- und Nocebo-Effekte beruhen auf messbaren neurobiologischen Mechanismen und sind nicht lediglich abstrakte psychologische Konstrukte. Die enge Verbindung zwischen Gehirnaktivität und subjektiven Erfahrungen unterstreicht die Bedeutung des biopsychosozialen Ansatzes in der Schmerztherapie. Bemerkenswert ist dabei, dass unser Gehirn nicht passiv auf Reize reagiert, sondern kontinuierlich auf der Grundlage früherer Erfahrungen Vorhersagen trifft und mit der aktuellen Realität abgleicht. Schmerz entsteht demnach aus dem Abgleich innerer Signale mit individuellen und variablen Einflussfaktoren, was zu ständigen neuroplastischen Veränderungen führt. Der Vortrag bietet einen umfassenden Überblick über diese Zusammenhänge und deren therapeutische Konsequenzen.

Die Moderation übernimmt Dr. Anke Diezemann-Prößdorf. 

Dozent: Dr. rer. nat. Paul Nilges, Dipl. Psych.
Studium der Psychologie und Mitarbeit in EEG-Forschungsprojekten JoGu-Universität Mainz. Psych. Psychotherapeut am DRK-Schmerz-Zentrum Mainz, im Interdisziplinären Team Behandlung von Patient*innen, gleichzeitig klinische Forschung und Entwicklung diagnostischer Verfahren. Schmerzpsychotherapeutische Ausbildung von Psychotherapeut*innen, Dozent in Weiter- und Fortbildungen verschiedener Gesundheitsberufe. Besondere Interessen: soziale und iatrogene Faktoren der  Chronifizierung, neurobiologische Prozesse bei akutem und chronischem Schmerz.

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Teilnahmegebühr
DGPSF-Mitglieder: kostenlos
Nicht-Mitglieder: 40,00 €


Interkulturalität in der psychologischen Schmerztherapie – Hintergründe, Herausforderungen und Hilfestellungen

Abstract
Der Vortrag gibt einen Einblick über Formen und Motive der Migration. Wir betrachten das Spannungsfeld von Integration und Bewahren der kulturellen Wurzeln unserer Patienten, Unterschiede der Kommunikationsstile in verschiedenen Gesellschaftsformen und die Rolle von Patient, Krankheit und Heiler. Anhand von praktischen Beispielen werden Besonderheiten der Interaktion im therapeutischen Kontext und bei Einbindung von Dolmetschern dargestellt. In einem Exkurs werden Aspekte des Körperbildes im Islam erörtert. 

An die theoretische Einführung mit Überleitung in die psychotherapeutische Praxis der Behandlung von Schmerzpatienten mit Migrationshintergrund schließt sich die Gelegenheit für Fragen an die Referentin und zum Austausch zur Interkulturalität in der Psychotherapie an.

Die Moderation übernimmt Dipl.-Psych. Dr. Jule Frettlöh. 

Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. phil. Monika Weiß 
Monika Weiß ist Verhaltenstherapeutin mit Schwerpunkten chronische Schmerzen und Traumafolgestörungen. Nach Diplom und Promotion in der Schmerzambulanz des UK Mannheim arbeitete sie als klinische Psychologin am DRK Schmerz-Zentrum Mainz. Seit 20 Jahren ist ihr Arbeitsschwerpunkt die stationäre und ambulante Behandlung von Patienten der Gesetzlichen Unfallversicherung. Das Thema Interkulturalität ist regelhafter Teil ihres Arbeitsalltags an einer Unfallklinik und die Förderung eines besseren Verständnisses und Miteinanders in der Psychotherapie von Patienten mit Migrationshintergrund ein besonderes Anliegen.

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Teilnahmegebühr
DGPSF-Mitglieder: kostenlos
Nicht-Mitglieder: 40,00 €


Endlich biopsychosozial! Chronische Schmerzen in der ICD-11 –  Was muss ich wissen?

Abstract
Zum ersten Mal enthält die ICD-11 ein eigenes Kapitel, in dem chronische Schmerzen systematisiert sind. Alle Diagnosen in diesem Kapitel sind einheitlich als biopsychosozial konzipiert.  Der Vortrag gibt einen Überblick über die Struktur des Kapitels und die wichtigsten Diagnosen.  Nach der Vorstellung der Klassifikation haben Sie Gelegenheit für Fragen an die Referentin und zur Diskussion der Chancen und Herausforderungen der Klassifikation für unsere Arbeit.

Nach dem formellen Teil der Veranstaltung sind Sie herzlich eingeladen, den persönlichen Austausch in einer virtuellen Bar fortzusetzen. Auf diese Weise möchten wir Ihnen die Möglichkeit zur weiteren Begegnung und Vernetzung bieten.

Die Moderation übernimmt PD Dr. Ulrike Kaiser. 

Dozentin: Prof. Dr. Antonia Barke, Dipl. Psych.
Antonia Barke ist Professorin für Klinisch-Psychologische Intervention am Institut für Psychologie der Universität Duisburg-Essen. Sie forscht seit vielen Jahren zu chronischen Schmerzen. Ihre Ausbildung absolvierte sie in Oxford, Göttingen und Marburg. Sie hat umfassend zu chronischen Schmerzen publiziert und war die  wissenschaftliche Koordinatorin der Expertengruppe der International Association for the Study of Pain (IASP) für die systematische Neuklassifikation chronischer Schmerzen in der ICD-11.

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Teilnahmegebühr
DGPSF-Mitglieder: kostenlos
Nicht-Mitglieder: 40,00 €


Zielkonflikte – Wann und warum sich Gesundwerdung nicht lohnt.

Abstract
Sobald die psycho-sozialen Rahmenbedingungen eines Patienten/einer Patientin so gestaltet sind, dass eine Besserung der Symptomatik gleichzeitig massive negative Konsequenzen nach sich ziehen könnte, gerät die betroffene Person in einen Zielkonflikt: Ein Patient/eine Patientin hat verständlicherweise wenig intrinsische Motivation eine Genesung mit entsprechender Eigeninitiative und Anstrengung voranzutreiben, wenn gleichzeitig Nachteile für die Lebensführung zu befürchten sind. Berufliche und auch private Lebensumstände können so gestaltet sein, dass ein Patient/eine Patientin bei deutlicher Symptombesserung innerhalb des sozialen Umfeldes mit negativen Auswirkungen rechnen muss.
Ein persönliches Scheitern, z.B. als Erziehungsberechtigte*r oder Ehepartner*in wird nicht selten mit der eingetretenen Erkrankung begründet, ggf. sogar eine drohende Trennung durch schmerzbedingte Hilfsbedürftigkeit verhindert. Den Betroffenen selbst sind derartige Zielkonflikte oft nicht bewusst. Sie führen aber i.d.R. zu schlechtem Therapieoutcome (Spearing et al. 2012) oder münden in frustrane und langwierige Behandlungsverläufe (Frettlöh 2013, 2022).
Hier kommt den Psychotherapeut*innen die dringliche, aber auch schwierige Aufgabe zu (Steenstra 2017), mögliche Zielkonflikte aufzudecken. Dabei ist es wichtig, die persönlichen Ziele eines Patienten/einer Patientin tatsächlich zu explorieren und nicht aus dem Kontext oder der Akte zu erschließen. Die subjektive Wertigkeit von Zielen ist intraindividuell verschieden und muss für jede Person individuell eingestuft und bewertet werden, dabei können Fremdanamnesen durchaus sinnvolle Ergänzungen liefern. In der therapeutischen Arbeit gilt es dann, alternative Möglichkeiten zur Zielerreichung zu erarbeiten und diese für den Patienten/die Patientin durch Zugewinn an neuen, z.B. sozialen Kompetenzen auch umsetzbar zu machen. Nicht immer erlauben es die vorliegenden psycho-sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einen konstruktiven Ausweg aus dem Zieldilemma zu finden.
Im Vortrag werden die Bedeutung des Themas in der multidisziplinären Behandlung von (Schmerz-)Patient*innen und Möglichkeiten des therapeutischen Umgangs mit Zielkonflikten aufgezeigt. 

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Teilnahmegebühr
DGPSF-Mitglieder: kostenlos
Nicht-Mitglieder: 40,00 €